Chienbäse
Der wohl bekannteste, aber auch eindrücklichste Baselbieter Fasnachtsbrauch in Liestal. Der Chienbäse. Dabei werden aus Föhrenscheiten gebundene «Besen» von 20 bis 100 kg Gewicht brennend durch die Liestaler Altstadt getragen. Höhepunkte des Umzugs sind die ca. 20 Feuerwagen, eiserne Wagen, die mehrere Tonnen brennenden Holzes tragen. Besonders hoch lodern die Flammen nach der Durchfahrt unter dem Oberen Stadttor auf, bevor der Feuer-Umzug durch die Altstadt zieht. Der Anlass zieht jeweils zehntausende von Zuschauern aus der ganzen Schweiz und dem angrenzenden Ausland an. Dass in Liestal schon vor mehr als 200 Jahren am Funkensonntag Höhenfeuer auf den Anhöhen Burg und Weisse Fluh loderten, ist in der Chronik nachzulesen.
Reedlischigge und Schyyblischloo
Im Birseck und im Leimental, am Samstag nach Aschermittwoch: Reedlischigger schleudern glühende Holzrädchen von der Reedlibangg in die Nacht hinaus. Die Dorfjugend hat Holz gesammelt und auf dem Dorfhübel zu einem währschaften Stoss aufgeschichtet. Mit dem Feuer soll der Winter vertrieben werden. Die Kinder ziehen vom Dorf mit Fackeln zum Hübel hinauf und zünden damit das Feuer an. Rund ums Feuer stehen Holzböckli fürs „Reedlischigge“. Die Holzrädchen, „Spräng-Reedli“, werden an einer Rute am Feuer zum Glühen gebracht und dann mit einem Spruch ins Tal gejagt. Dieser uralte Brauch führt auf den heidnischen Fruchtbarkeitszauber zurück. Das glühende Rädchen ist Sonnensymbol. Der Himmel glüht, die Wangen der Jungen auch.
Hutzgüri
Am Tag nach Aschermittwoch geht in Sissach das «Hutzgüri» um, begleitet vom «Schärmuuser», dem «Vehdokter» und den «Wäibelwybern». Diese alte Heischegestalt war im 20. Jahrhundert von modernen, städtischen Fasnachtsformen verdrängt worden. Man kannte sie nur noch als Tadelwort für unordentlich gekleidete Frauen: «Du chunnsch jo derhäär wie nes Hutzgüri». 1961 zog erstmals wieder eine Gruppe los. Lärmend und schnaubend, von Haustür zu Haustür, um Gaben zu erheischen.
S‘Chluuri
Das Ende der Sissacher Fasnacht, jeweils am Donnerstag nach der Basler Fasnacht, wird mit dem Verbrennen des Chluri (ähnlich dem Zürcher Sechseläuten) begangen. Das Chluri ist eine sechs Meter hohe Puppe, die eine Dorfpersönlichkeit parodiert, welche im vergangenen Jahr von sich reden machte. Das Chluri wird während seiner Fahrt zum Verbrennungsplatz von den trauernden Fasnächtlern in weissen Leintüchern musizierend und heulend begleitet.
Banntag
Wie andernorts, schreiten auch im Baselbiet im Frühling die Bürger und Einwohner ihre Gemeindegrenzen ab. Nicht nur die Liestaler «Rotten» schiessen dazu gerne mit Vorderladern in die Luft. Auch in Sissach ist das noch ein reiner Männertag. Bis zur Reformation war der Auffahrtsumritt in Basel und Umgebung eine alte Gewohnheit, die Flursegnung und Kontrolle der Grenzsteine verband. Auch heute noch, am Auffahrtstag oder einem anderen Tag im Mai, zieht die Einwohnerschaft auf Einladung der Bürgergemeinde in Rotten, begleitet von Trommler, Pfeiffern und Fahnenträger und Musikanten. In einigen Gemeinden wird ein Festgottesdienst eingeschaltet. An einem schönen Punkt begrüsst der Präsident des Bürgerrates die ganze Schar, stellt die neuen Eingebürgerten vor und kommentiert aktuelle Gemeindeangelegenheiten und Zeitgeschehen. Ein Essen schliesst sich an, das vielerorts von der Bürgergemeinde bezahlt wird.
Eierläset
Der «Eierläset» erinnert an einen Fruchtbarkeits-Ritus aus dem 12.–13. Jahrhundert erinnern; das Ei als Symbol für Naturerwachen, Wachstum und Neuanfang war schon vorchristlichen Kulturen vertraut. Eine andere Erklärung verweist auf die Fastenzeit. Die Eier waren in früherer Zeit als Fastenspeise verboten. Nach Ostern war dann die Fastenzeit zu Ende, und man hatte einen grossen Eiervorrat. Dieser musste nun rasch liquidiert werden, zum Beispiel mit einem Wettkampf. Mit wenigen krisen- und kriegsbedingten Unterbrüchen, hat sich der Brauch bis heute erhalten. Er wird jeweils am weissen Sonntag, dem Sonntag nach Ostern durchgeführt. Im Verlauf der Jahre hat sich die Form des Eierlesens verändert. Früher gab es die «Leser» und die «Läufer». Während die «Leser» die Eier schön der Reihe nach auflesen und in eine mit Spreu gepolsterte Zaine legen oder werfen mussten, wobei jedes zerbrochene Ei ersetzt wurde, eilten die «Läufer» eine bestimmte Laufstrecke ab. Wer verlor, musste dann den Eierschmaus bezahlen. Sogar während des Zweiten Weltkrieges fiel das Eierlesen meistens nicht aus; weil die Eier rationiert waren, behalf man sich mit Kartoffeln oder sogenannten Eierbriketts. Für die «Leser» wurde es dadurch einfacher, denn diese «Eier» gingen nicht so schnell kaputt. Die Regeln des Eierlesens werden in jeder Gemeinde speziell gestaltet, so werden auch immer wieder neue Gags erfunden, um die Eier ans Ziel zu befördern. Am Schluss gibts Äierdätsch für alle.
Uffertwegge
Jedes Lieschtler Kind erhält jeweilen an Auffahrt zur Mitttagszeit im Rathaus ein grosses Zackenweggli aus der Hand eines Stadtrats. Dies ist ein sehr alter Brauch aus dem Mittelalter. Die Sage spricht von einer adeligen Schlossdame, die auf dem Schauenburger Schlössli hauste und anno 1499, anlässlich der Schlacht von Dornach durch das Kriegsgeschrei der Liestaler Jugend vor einem Ueberfall der feindlichen Habsburgertruppen bewahrt wurde und als Dank das Geld für diese Stiftung spendete.
Nünichlingler
Am Abend des 24. Dezember ziehen im Baselbieter Dorf Ziefen um 21.00 Uhr einige Dutzend meist jüngerer Männer schweigend, aber unter dem Getöse im Takt geschwungener Glocken auf traditioneller Route durch das Dorf. Voraus geht der grösste Bursche mit angehängtem weissem Bart, der in der Hand eine Stange mit russgeschwärztem Lappen trägt; wer den Kopf neugierig aus dem Fenster streckt, riskiert einen Russfleck aufgeklatscht zu erhalten. Die Männer sind alle in lange, dunkle Mäntel gekleidet und tragen auf dem Kopf schwarze, zylindrische Hüte, die bis zwei Meter hoch sein können. Diese Kopfbedeckungen haben jedoch keine tiefere Bedeutung, sie entstanden im Laufe der Zeit durch spielerischen Wettstreit der Teilnehmer um den höchsten Zylinder. Der heutige Umgang ist die seit etwa einem halben Jahrhundert gepflegte und „gesittetere“ Form früherer wilder Umzüge, die in verschiedenen Dörfern des Kantons Baselland seit dem Beginn des 19. Jahrhunderts bekannt sind.